Zwei langhaarige Frauen halten ein Stück Bacon in die Kamera, das auf einer Gabel steckt.
Sieht aus wie Bacon und ist auch Bacon: Das Unternehmen Higher Steaks aus Cambridge in Großbritannien züchtet Fleisch aus kultivierten Zellen. Foto: Higher Steaks/Claire Bomkamp

Was ist Kulturfleisch?

Tschüss Schlachthaus: So wird aus einer Gewebeprobe ein Hamburger

Worum geht es? Kulturfleisch ist echtes Fleisch, das von Tieren stammt. Aber es ist nicht in einem Tier gewachsen - zumindest nicht die ganze Zeit. Die Zellen stammen also von einem Tier, aber sie wachsen außerhalb.

 

Wie läuft das ab? Einem lebenden Tier - das kann ein Rind, ein Schwein, ein Huhn oder auch ein Krokodil sein - wird eine Gewebeprobe entnommen. Das Ganze soll natürlich unter Narkose geschehen.

 

Diese Prozedur nennt man Biopsie. Das Verfahren ist in der Medizin Alltagsgeschäft, zum Beispiel gibt es die Lungenbiopsie oder die Leberbiopsie. Im Idealfall läuft alles schmerzfrei ab.  

In einem hellen Kreis vor einer grünen Fläche ist der Umriss einer Kuh zu sehen. Darüber ist eine Grafik einer Spritze.
Einem Tier wird eine Gewebeprobe entnommen.

Aus dieser Gewebeprobe werden dann die Stammzellen isoliert und erst einmal im kleinen Maßstab kultiviert - in einer Petrischale. Vergleichbar ist dies mit der Anzucht von Tomatenpflanzen auf der Fensterbank: Aus einem kleinen Samen wächst ein Pflänzchen heran, das man nach einer gewissen Zeit nach draußen in den Garten setzen kann.

 

Die Zellkultur aus der Petrischale wird ebenfalls umgesiedelt, wenn sie eine gewisse Größe hat. Die nächste Station ist dann ein Bioreaktor. Das ist vereinfacht gesagt ein Behälter, in dem Zellen oder Mikroorganismen in einem Nährmedium herangezüchtet werden.

 

Das gesamte Verfahren, bei dem Gewebe auf Basis von Zellkulturen außerhalb eines Organismus herangezüchtet wird, nennt man  Tissue-Engineering. Tissue ist Englisch und heißt Gewebe, Engineering wird in diesem Zusammenhang mit Konstruktion und Züchtung übersetzt. 

In einem hellen Kreis auf grünem Hintergrund ist die Grafik einer Petrischale, ein Pfeil und eine Grafik eines Bioreaktors zu sehen.
Die Zellen aus der Gewebeprobe werden zuerst in einer Petrischale, dann in einem Bioreaktor kultiviert.

Bioreaktoren - manchmal auch als Fermenter bezeichnet - sind in der Lebensmittelproduktion übrigens nichts Neues. Beispielsweise wird auch Bier in Bioreaktoren hergestellt. Nur heißt der Behälter dann allerdings Braukessel. Hier stellen Hefen (das sind auch Mikroorganismen) aus Zucker Alkohol und Kohlendioxid her.

Zurück zum Kulturfleisch: Haben die tierischen Zellen sich im Bioreaktor ordentlich vermehrt, dann nimmt man die Zellmasse und verarbeitet sie weiter - zum Beispiel zu Burger-Pattys.

In einem hellen Kreis vor grünem Hintergrund ist die Grafik eines Hamburgers zu sehen.
Sind genügend Zellen gezüchtet worden, kann aus der Masse zum Beispiel ein Hamburger-Patty entstehen.

Bei Geflügel reicht sogar eine kleine Feder

Dieses Video hat viele Menschen fasziniert: Das Unternehmen Good Meat (gehört zu Eat Just) hat in einem Werbeclip das Huhn Ian gezeigt, wie es auf einer Wiese herumläuft. Irgendwann verliert es eine Feder. Ein Mitarbeiter hebt sie auf und nimmt sie mit ins Labor.

 

Dort zerschnippelt er die Feder und lässt die Stücke in ein Reagenzglas fallen. Daraus werden Zellen gewonnen, aus denen wiederum Hähnchenfleisch gemacht wird. Am Ende des Videos sieht man Mitarbeiter der Firma, die an einem Tisch im Garten sitzen.

 

Sie essen Hähnchenfleisch von Ian. Ian ist auch zu Gast bei der Party und läuft putzmunter neben Tisch vorbei. Ein Mitarbeiter der Firma sagt etwas in der Art wie: "Es ist so unglaublich, Fleisch von einem Tier zu essen, das neben einem auf der Wiese läuft."