Worum geht es? Kulturfleisch ist echtes Fleisch, das von Tieren stammt. Aber es ist nicht in einem Tier gewachsen - zumindest nicht die ganze Zeit. Die Zellen stammen also von einem Tier, aber sie wachsen außerhalb.
Wie läuft das ab? Einem lebenden Tier - das kann ein Rind, ein Schwein, ein Huhn oder auch ein Krokodil sein - wird eine Gewebeprobe entnommen. Das Ganze soll natürlich unter Narkose geschehen.
Diese Prozedur nennt man Biopsie. Das Verfahren ist in der Medizin Alltagsgeschäft, zum Beispiel gibt es die Lungenbiopsie oder die Leberbiopsie. Im Idealfall läuft alles schmerzfrei ab.
Aus dieser Gewebeprobe werden dann die Stammzellen isoliert und erst einmal im kleinen Maßstab kultiviert - in einer Petrischale. Vergleichbar ist dies mit der Anzucht von Tomatenpflanzen auf der Fensterbank: Aus einem kleinen Samen wächst ein Pflänzchen heran, das man nach einer gewissen Zeit nach draußen in den Garten setzen kann.
Die Zellkultur aus der Petrischale wird ebenfalls umgesiedelt, wenn sie eine gewisse Größe hat. Die nächste Station ist dann ein Bioreaktor. Das ist vereinfacht gesagt ein Behälter, in dem Zellen oder Mikroorganismen in einem Nährmedium herangezüchtet werden.
Das gesamte Verfahren, bei dem Gewebe auf Basis von Zellkulturen außerhalb eines Organismus herangezüchtet wird, nennt man Tissue-Engineering. Tissue ist Englisch und heißt Gewebe, Engineering wird in diesem Zusammenhang mit Konstruktion und Züchtung übersetzt.
Bioreaktoren - manchmal auch als Fermenter bezeichnet - sind in der Lebensmittelproduktion übrigens nichts Neues. Beispielsweise wird auch Bier in Bioreaktoren hergestellt. Nur heißt der Behälter dann allerdings Braukessel. Hier stellen Hefen (das sind auch Mikroorganismen) aus Zucker Alkohol und Kohlendioxid her.
Zurück zum Kulturfleisch: Haben die tierischen Zellen sich im Bioreaktor ordentlich vermehrt, dann nimmt man die Zellmasse und verarbeitet sie weiter - zum Beispiel zu Burger-Pattys. 1
Dieses Video hat viele Menschen fasziniert: Das Unternehmen Good Meat (gehört zu Eat Just) hat in einem Werbeclip das Huhn Ian gezeigt, wie es auf einer Wiese herumläuft. Irgendwann verliert es eine Feder. Ein Mitarbeiter hebt sie auf und nimmt sie mit ins Labor.
Dort zerschnippelt er die Feder und lässt die Stücke in ein Reagenzglas fallen. Daraus werden Zellen gewonnen, aus denen wiederum Hähnchenfleisch gemacht wird. Am Ende des Videos sieht man Mitarbeiter der Firma, die an einem Tisch im Garten sitzen.
Sie essen Hähnchenfleisch von Ian. Ian ist auch zu Gast bei der Party und läuft putzmunter neben Tisch vorbei. Ein Mitarbeiter der Firma sagt etwas in der Art wie: "Es ist so unglaublich, Fleisch von einem Tier zu essen, das neben einem auf der Wiese läuft."
Quellen:
Bei Fragen zu dieser Webseite bist Du bei mir richtig:
Susanne van Veenendaal
Kontakt: info@wurstwechsel.de